In wenigen Monaten soll es mit dem 49-Euro-Ticket für Regional- und Nahverkehr losgehen. Mit bundesweiter Geltung und monatlicher Kündbarkeit eine längst überfällige Tarifreform zur Stärkung nachhaltigerer Mobilität. Inwieweit es jedoch ähnliche Verbesserungen für die Mobilität von Studierenden gibt und wie deren Semestertickets in den aktuellen Planungen berücksichtigt werden, bleibt weiterhin unklar.
Mobilität muss für alle Studierenden bezahlbar bleiben! Daher hat der AStA der Uni Münster, zusammen mit den anderen ASten in NRW, schon vor einigen Monaten die Forderung nach einem 129- Euro-Semesterticket mit bundesweiter Gültigkeit formuliert. Besonders finanziell benachteiligte Studierende profitieren bisher massiv von den günstigen Konditionen des NRW-Semestertickets, welches bislang um den Faktor zehn günstiger ist als vergleichbare Tickets. Studierende sind in Deutschland schon seit vielen Jahren deutlich stärker als der Rest der Bevölkerung von Armut bedroht. Sollte jedoch genau diese Gruppe an jungen Menschen in der aktuellen Tarifreform nicht besonders berücksichtigt werden, könnte dies die soziale Schieflage weiter verstärken.
Bund und Land müssen den Verkehrsbetrieben daher konkretere und langfristige Finanzierungsabsichten geben, die auch eine Verbesserung für das Semesterticket bedeuten. Bleiben diese weiterhin aus, könnte dies das baldige Ende des NRW-weiten Semestertickets bedeuten, das alle Studierende der Uni Münster aktuell rund 200 Euro pro Semester kostet. Ein Ausstieg aus dem Semesterticket und der individuelle Kauf des 49-Euro-Tickets würde besonders für finanziell benachteiligte Studierende sowie für zukünftige Studierende einen großen Nachteil bedeuten. Dies liegt daran, dass zum einen das 49-Euro-Ticket bisher nur befristet und zum anderen mit einer noch nicht definierten Preisdynamik geplant ist. Sobald das 49-Euro-Ticket nicht mehr existieren sollte, greifen die alten Tarifdynamiken wieder und die günstige Mobilität für Studierende wäre durch den vorherigen Ausstieg aus dem Semesterticket verloren.
Besonders für finanziell benachteiligte Studierende, welche am dringendsten auf günstige Mobilität angewiesen sind, ist das 49-Euro-Ticket schlichtweg zu teuer. Für diese ist ein günstigeres Semesterticket immer noch die beste Option. Zumal finanziell benachteiligte Studierende sich hier auch die Kosten durch den AStA erstatten lassen können, was bei einem individuell gekauften 49-Euro- Ticket nicht möglich wäre. Auch für Studierende, die hauptsächlich den ÖPNV in NRW nutzen, könnte das 49-Euro-Ticket im Verhältnis zum bisherigen Semesterticket sogar eine finanzielle Mehrbelastung bedeuten.
Studierende müssen sich weiterhin günstige, solidarisch finanzierte Mobilität leisten können. Dafür muss aber auch das Angebot verbessert werden, indem das Semesterticket eine deutschlandweite Gültigkeit erhält. So könnten etwa auch Studierende, die aus angrenzenden Bundesländern kommen, besser auf den ÖPNV zurückgreifen. Ein 129-Euro-Semesterticket mit bundesweiter Gültigkeit kann diesem Anspruch gerecht werden. Dazu braucht es in den aktuellen Planungen aber mehr Einsatz von der Politik für eine Studierenden-orientierte Lösung. Ohne diese könnten Studierende nämlich am Ende die großen Verlierer*innen der Einführung des 49-Euro-Tickets sein!
Die Pressemitteilung gibt es hier auch als PDF.